(bk) Aegidienberg. Über 100 Jahre ist der Volkstrauertag alt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gründete ihn zum Gedenken an die toten des Ersten Weltkriegs. Die erste offizielle Feierstunde fand 1922 im Deutschen Reichstag statt in Berlin statt. Der damalige Reichspräsident Paul Löbe hielt eine viel beachtete Rede, denn er stellte einer Gegenwart voller Feindseligkeiten den Gedanken an Versöhnung und Verständigung gegenüber. “Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch Tote zu ehren, Verlorene zu beklagen bedeutet Abkehr vom Hass, bedeutet Hinkehr zur Liebe und unsere Welt hat die Liebe notwendig”, so aus seiner damaligen Rede.
Dies gibt gestern wie heute. Gerade heute, wo an vielen Orten Krieg herrscht und unzählige Tote zu beklagen sind. “Schauen wir uns die Welt heute an, fragen wir uns als erstes, warum es anscheinend so schwer ist, aus den Erfahrungen zu lernen”, so Katja Kramer-Dißmann in ihren Gedenkworten, “Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.” Nach Ansicht der Rednerin dient der Volkstrauertag auch als Bildungsanlass, um insbesondere jungen Menschen die Schrecken und Orte der Kriege und die Wichtigkeit des Friedens zu vermitteln. “Die Kriegsgräber dienen dabei nicht nur als Orte der Trauer sondern auch als Lern- und Gedenkstätten, an denen zukünftige Generationen über die Bedeutung von Frieden und Versöhnung aufgeklärt werden. Kriegsgräber sind nicht nur letzte Ruhestätten, sondern auch dauerhafte Lern- und Gedenkorte”, so Kramer-Dißmann.